Darf ich zu Tisch bitten?
Gute Tischmanieren sind immer angesagt, sie tragen dazu bei, dass Einladungen und festliches Beisammensein für alle Beteiligten angenehm verlaufen. Deshalb ist es mal wieder an der Zeit, Klarheit zum Thema Umgangsformen bei Tisch in Erinnerung zu bringen. Oft denke ich mir, es ist doch alles gesagt und geschrieben – das weiß doch wirklich jeder! Leider ist es nicht so, ganz im Gegenteil. Es macht mir den Anschein, als ob die Tischmanieren gänzlich verloren gegangen sind.
In den letzten Wochen war ich viel auf Reisen und in verschiedenen Hotels unterwegs. Es hat mir oft die Sprache verschlagen, wie sich Menschen bei Tisch benehmen. Von den Worten „Bitte“ und „Danke“ ganz zu schweigen.
Ein tägliches Beispiel für schlechte Umgangsformen ist die TV-Serie „First Dates“, welche von Montag bis Freitag zu sehen ist. Von Beginn bis Ende der Sendung sind mindestens 10 No-Go’s live zu erleben. Vielleicht hast Du selbst die Sendung schon gesehen und Dich gefragt „macht man das wirklich so?“.
Umgangsformen bei Tisch
Gute Umgangsformen sind ganz gewiss nicht out oder altmodisch. Gerade zu Festlichkeiten, Hochzeiten, Geburtstagen oder beim ersten Date mit dem eventuellen neuen Partner sollten wir wissen, wie wir uns zu benehmen haben.
12 Erlebnisse und No-Go’s bei Tisch
Wenn Ihr es glaubt oder nicht, all diese Vorkommnisse bei Tisch habe ich vor kurzem erst erlebt.
- Man geht nicht mit dem benutzten Teller mehrfach zum Buffet. Neuer Gang bedeutet neuer Teller.
- Das Brot, das zu Beginn des Essens gereicht wird, wird nicht wie eine Stulle geschmiert. Man bricht das Brot in kleine Stücken ab. Dafür steht ein kleiner Teller links oben zur Verfügung, wo das Brot abgelegt wird. Bitte nicht auf die Serviette legen!
- Die schön gefaltete Serviette ist nicht als Tisch-Deko gedacht. Diese bitte aufbrechen und auf den Schoß legen. Sie wird nicht in den Ausschnitt gesteckt, oder unbeachtet zur Seite gelegt.
- Die Gläser werden nicht mit einem „Prost“ heftig aneinander gestoßen, sondern mit einem dezenten „zum Wohl“ angehoben und leicht angestoßen.
- Weingläser und alle Gläser mit Bauch, werden nicht am Bauch gefasst, sondern am Stiel.
- Bei den Essenspausen stützt man nicht die Ellenbogen auf den Tisch und legt den Kopf darin ab. Ellenbogen haben am Tisch nichts verloren.
- Das Messer wird nicht abgeleckt, auch wenn die Soße noch so lecker schmeckt.
- Das benutzte Besteck wird zwischen den Gängen nicht auf die Tischdecke gelegt.
- Wenn das Geschirr abgeräumt wird, reichen wir es nicht der Servicekraft. Das ist für die Damen und Herren keine Hilfe, sondern erschwert das Abräumen enorm.
- Die Teller nicht mit 2 Gängen gleichzeitig füllen. Die Teller werden entsprechend einer Menüfolge befüllt. Also Vorspeise, Hauptspeise und Dessert. Zu jedem Gang wird ein frischer Teller benutzt.
- Eine für mich immer wieder bemerkte Umgangsform bei Tisch ist, dass einige Restaurantbesucher die Serviette benutzen, um sich das Gesicht abzuwischen, weil man etwas schmitzt. Unvorstellbar!
- Das Schlimmste zum Schluss: Die Eiswürfel aus dem Weinkühler werden nicht ins Weinglas geworfen! Eines meiner schlimmsten Erlebnisse in den letzten Woche, die ich in einem Restaurant live gesehen habe!
Die Spitze des Eisbergs
Die Liste der „Unmöglichkeiten“ könnte ich noch um vieles erweitern. Um so mehr bin ich immer sprachlos, wenn ich die Aussage höre: „Umgangsformen? Das brauche ich nicht, ich weiß mich zu benehmen.“ Gerade das sind häufig die Menschen, die von den oben erwähnten No-Go’s mindestens 10 für selbstverständlich halten und sich alles andere als gut benehmen.
Gute Umgangsformen
Bei mir kommt der Eindruck auf, dass seit Corona die guten Umgangsformen fast verloren gegangen sind. Ich frage mich nur warum? Gute Umgangsformen sind sowohl im Geschäftsleben wichtig als auch im häuslichen Umfeld. Jeder Restaurantbesucher sollte wissen, wie man sich höflich verhält. Gute Umgangsformen haben mit Respekt und sozialer Kompetenz zu tun.
„Willst Du eines Menschen Bildung messen,
schau ihm einfach zu beim Essen.“
Wenn Du mehr zum Thema SERVIETTEN KNIGGE erfahren möchtest, gefällt Dir bestimmt mein Beitrag, wie man mit Servietten bei Tisch richtig umgeht – HIER ANKLICKEN
Es würde mich sehr interessieren, welche Faux-Pas Dir beim letzten Restaurantbesuch besonders aufgefallen sind.
Bleibt mir gewogen – bis ganz bald!
Herzlichst
Eure
MARTINA BERG
*) Beitrag enthält Affiliate Links
Guten Morgen liebe Martina!
Leider muss ich Deine Beobachtungen bestätigen.
Manchmal habe ich den Eindruck, die Evolution bewegt sich rückwärts. Ich wurde neulich Zeuge, wie jemand auch sein Messer ableckte…die Spitze voran.
Persönlich ist mir gutes Benehmen wichtig und ein absolutes KO-Kriterium.
Gibt es eigentlich ein Knigge-Buch?
Herzlichst
Sabine
Autor
Liebe Sabine,
schlimm, was uns in Lokalen zugemutet wird. Ich glaube, nur die wenigsten machen sich darüber Gedanken, wie man sich angenehm den anderen gegenüber benehmen sollte.
Die Egoisten werden immer mehr – leider. Ich frage mich nur, warum werden die mit gutem Benehmen nicht mehr???
Es gibt zahlreiche Knigge-Bücher – schau Dich einfach mal um!
Liebe Grüße
Martina
Guten Morgen Martina,
diese Tipps sollten in jeder Speisekarte abgedruckt sein!
Es ist wirklich verwunderlich, wie sich Leute im Lokal benehmen. Schlimm finde ich es, wie manche den Tisch verlassen – als ob eine Bombe eingeschlagen ist. Mir tun dann immer die Servicekräfte leid, die das Chaos beseitigen müssen.
Einen wunderschönen Tag und beste Grüße
Mareile
Autor
Liebe Mareile,
das ist eine gute Idee! Die Tipps sollten wirklich in den Speisekarten abgedruckt sein.
Oh ja, bei einigen sieht der Tisch nach dem Verlassen entsetzlich aus – das Servicepersonal muss wirklich starke Nerven haben.
Ob es zu Hause wohl auch so zu gehen wird?
Liebe Grüße und schöne Osterzeit!
Martina
Guten Morgen Martina,
vielen Dank für den Beitrag und die wertvollen Informationen.
Das Bitte und Danke nicht mehr modern sind ist für mich ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Bei manchen Themen bezüglich Knigge bin ich auch unsicher und dein Beitrag hilft mir.
Vielen Dank dafür und einen schönen Tag
Beate
Autor
Liebe Beate,
immer wieder gerne – es war mal wieder an der Zeit, das gute Benehmen in den Mittelpunkt zu rücken.
Schön, dass ich Dir dabei behilflich sein konnte, Dein Wissen nochmals zu überprüfen. Ich bin sicher, dass Du weißt, wie es sich gehört.
Liebe Grüße
Martina
hallo liebe Martina,
Restaurant: Beim Buffet nehmen sich die Leute so viel, als ob sie Tage davor nichts zu essen hatten und Tage danach auch nichts kommt; ok, das ist schwäbische Mentalität (meine Heimat), aber noch gruseliger ist es, wenn die Leute Essen einpacken (oder geht das?) und so laut sind, dass man nicht essen mag, ich meine die Erwachsenen: Laut und Durcheinander. Kinder sind da meist viel klüger, denn es gibt fast immer einen Spieltisch und man sucht ein Restaurant mit Terrasse oder wechselt sich ab mit Betreuen der Kinder. Auch das geht problemlos, wenn es geübt ist. Unvorstellbar für mich: Eiswürfel raus nehmen, ohne jeden Anstand. Ich selber mag es (und ich spreche aus Erfahrung, denn mit 5 inzwischen erwachsenen Kindern gibt es reichlich Feste), wenn das Essen vom Gastgeber mit ein paar Worten eröffnet wird; dann ist ein Moment der Ruhe und Besinnlichkeit davor. Plätze wechseln ist auch eine Unsitte. Wenn der Gastgeber sich eine Sitzordnung, was sehr kompliziert sein kann, überlegt hat, und noch vor Beginn Gäste sich einfach umsetzen, taktlos. Fazit: Innerhalb eines geordneten Rahmens ist es entspannter und fröhlicher.
Autor
Liebe Claudia,
so ist es, wahrscheinlich sind alle verhungert, da sie mindestens 4 Stunden keine Mahlzeit zu sich nehmen konnten.
Esse einpacken: Da sehe ich persönlich dunkelrot! Auch beim Frühstück in Hotels, wenn die „Herrschaften“ schon mit extrem großen Handtaschen zum Frühstück kommen, kann man gut beobachten, dass mindestens 3 belegte Semmeln mitgenommen werden – unvorstellbar!
Platzkarten tauschen: Sorry, dafür habe ich kein Verständnis. Ich habe das auch schon häufiger erlebt und Gott sei Dank ist dann jemand der Gastgeber nochmals durch die Reihe gelaufen und hat alles wieder so platziert, wie es sich gehört hat. Wer so etwas macht und die Platzkarten einfach austauscht, den würde ich nie wieder einladen.
Eine schöne Osterzeit!
Liebe Grüße
Martina
Hallo Martina
Vielen Dank für diesen tollen Beitrag..
Deine Beobachtungen kann ich nur mit ja antworten . Bin zur Zeit beruflich viel unterwegs und egal wo ich in den Hotels zum Abendessen gehe. Ist das Verhalten der Gäste grenzwertig. Auch sich extrem laut am Tisch zu unterhalten, damit der ganze Raum alles mitbekommt. Ich schäme mich oft fremd.
LG Rita
Autor
Liebe Rita,
immer wieder gerne – die Umgangsformenbeiträge schreibe ich aus dem Leben gegriffen.
Ja, laute Unterhaltungen, mit interessiert wirklich nicht, welche schlimmen Kolleginnen und Kollegen mein Nachbar ertragen muss. Ich wollte schon einmal sagen, „am besten suchen Sie sich einen neuen Job“ – aber dann war ich höflich und habe mir meinen Teil dazu gedacht.
Ich glaube, wir müssen uns nicht schämen…
Beste Grüße
Martina
Liebe Martina,
das ist ein schöner Beitrag. Man muss sich wirklich oft fragen, wo die guten Manieren geblieben sind. Ich beobachte häufig, dass die Gäste im Restaurant nicht richtig mit Besteck essen können. Da wird der Arm vor dem Teller auf den Tisch gelegt und nur mit der Gabel gegessen. Wenn es Buffet gibt, werden ständig neue Teller geholt, die dann halb voll stehen gelassen werden. In einigen Restaurants wird dafür schon eine „Gebühr“ genommen. Ich finde das richtig.
Danke für den Beitrag
Ulrike
Autor
Liebe Ulrike,
ja, das Thema Besteck – ebenfalls ein erfüllendes Thema. Und der Arm vor dem Teller, ich sehe es direkt vor mir… schlimm, schlimm, schlimm!
Ich bin dafür, dass diese Gebühr eingeführt wird! Dann hätten wir das Thema schnell „vom Tisch“.
Eine schöne Osterzeit!
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina.
Hab schon ziemlich alles beobachtet, was Du da aufzählst!
Was mich stört: Leute die ihre Kinder im Restaurant herumlaufen lassen. „Damen“, die sich am Tisch die Lippen nachziehen – brrrr. Laute Gespräche, vor allem politischen Inhalts.
Das passt zwar nicht ganz hierher, aber trotzdem: Paare nebenan, die sich nichts (mehr) zu sagen haben und den ganzen Abend stumm ein 200Euro Menu verzehren. Sowas macht mich 😢.
Liebe Grüße von Christa
Autor
Liebe Christa,
es ist wirklich so, dass meine No-Go’s schon das übliche Benehmen im Restaurant geworden ist.
Oh ja, solche Gäste beobachte ich häufig – solche Paare sollten am besten zu Hause bleiben, denn das teure Essen wird die Partnerschaft auch nicht mehr retten – traurig aber wahr.
Eine schöne Osterzeit!
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina,
Deine Beschreibungen habe ich alles schon erlebt – und es graust mir dabei, was da aus unserer Gesellschaft geworden ist. Ja, gutes Benehmen hat auch mit Respekt zu tun. Dem Servicepersonal/ Küche gegenüber, genauso wie den anderen Gästen. Ich mache es bei meinen eigenen Festivitäten mit Buffet immer so, dass ich zunächst darum bitte am Buffet entlangzugeehen, um damit der Küche die Ehre zu erweisen, dass ich ihre Arbeit zu schätzen weiß. Ebenso aber auch, damit jeder schon einmal weiß, was es gibt.
Das, was eine Leserin weiter oben schrieb, dass Restaurants Gebühren für die nicht aufgegessenen Teller, finde ich richtig gut. Ich hole mir doch erst (mit einem neuen Teller) etwas neues, wenn ich das andere aufgegessen habe.
Wo aber sollen die Leute noch gutes Benehmen lernen. Pizza und Burger benötigen kein Besteck – und man muss sich tief über den Teller und damit Tisch beugen, damit man sich nicht einsaut. Ach ja, eine Hand muss ja auch noch fürs Handy frei bleiben.
Vielen Dank und herzliche Grüße
Karen
Autor
Liebe Karen,
ist es nicht schlimm, was uns Gästen in einem Restaurant zugemutet wird?
Du sagst es genauso, wie ich es feststelle – was ist aus unserer Gesellschaft geworden? Und vor allem WARUM?
Das ist eine gute Idee mit dem Buffet – sehr toll.
Oh ja, das mit den Gebühren sollte eingeführt werden, da wäre aber was los hier in diesem schönen Lande :-).
Vor kurzem sagte mir jemand, dass sie am liebsten die Pizza nicht aufisst, damit sie diese am nächsten Morgen aus dem Karton essen kann – Du das meinte sie im Ernst – dazu muss man nicht mehr sagen!
Eine schöne Osterzeit liebe Karen, und nette Gesellschaft!
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina,
Ich kenne leider auch die beschriebenen Situationen. Mir vergeht der Appetit, wird manchmal übel. Und ich sage freundlich, wenn mich etwas stört, zum Beispiel die Lautstärke.
Gutes Benehmen wird zu Hause vermittelt beim gemeinsamen Essen, wobei Regeln eingehalten werden müssen. Handys z. B. gehören nicht an den Tisch, es ist respektlos anderen gegenüber.
Die Mahlzeit kann noch so einfach sein, es wird auf Vieles geachtet. Ich bin selbst so aufgewachsen und dankbar, Essen zu haben: es wertzuschätzen ist selbstverständlich.
Schlimm finde ich Menschen, die sich aufs Buffet stürzen, die Teller überladen und dem Nachfolger ein Desaster hinterlassen. Und wie schon gesagt, vieles auf dem Teller zurück lassen.
Ich wünsche Dir erholsame Ostertage🐰
Liebe Grüße Meike
Autor
Hallo Meike,
was für wahre Worte. Zu Hause wurde früher vorgelebt, wie man sich zu benehmen hat – das scheint in Vergessenheit geraten zu sein.
Danke für Deinen Kommentar, den uns allen aus dem Herzen spricht.
Dir eine fröhliche Osterzeit!
Liebe Grüße
Martina
Ohja – das ist auch meine Beobachtung. Seit Big C sind Umgangsformen anscheinend völlig aus der Mode gekommen. Rüdes Benehmen gepaart mit grundlosem Anspruchsdenken ist an der Tagesordnung. Ich weiß sicher, dass viele Beschäftigte in der Gastronomie wie überhaupt im ganzen Dienstleistungs-Sektor davon ein Lied singen können.
In manchen Punkt des Tischmanieren-Knigges ist es bei manchen aber vielleicht auch schlicht Unwissen. Da finde ich solche Artikel durchaus mal ganz sinnvoll für interessierte Leser.